MGV Urania

Aus der Geschichte des MGV Urania 1880, Krefeld

Mit der Zielsetzung einen Gesangverein zu gründen, der das deutsche
Lied und die Kunst des Männergesangs hegen und pflegen sollte,
versammelten sich im September 1880 die Herren Königs, Schatz, Hay,
Rottmann und andere interessierte Herren im Lokal Kamp, Fischelner
Straße. Voller Begeisterung wurde dieser Plan auch verwirklicht. Unter der musikalischen Leitung des Lehrers Joh. Zey begannen 25 unternehmungslustige Herren mit der Probenarbeit.
Doch zu viel Impulsivität tat nicht gut, und so zählte man im Jahre 1881 nur
noch 11 aktive Mitglieder bei den Proben im Vereinslokal Lentzen, Breite Straße.
Die musikalische Leitung hatte inzwischen Herr Ferdinand Kreyers übernommen. Durch einen Wechsel in das Lokal Steinbach, Südwall, bekam der junge Verein jedoch neuen Auftrieb und die Zahl der Mitglieder wuchs wieder. Bald machte sich auch der Wunsch nach einer vereinseigenen Fahne bemerkbar. lm Laufe von nur drei Jahren hatte man die ansehnliche Summe von 400 Mark beisammen. So konnte bereits am 19. Juli 1885, unter der Beteiligung von mehr als 20 Vereinen,
die Fahnenweihe durchgeführt werden.
lm Jahre 1891 beteiligte sich der Verein zum erstenmal an einem
größeren Sängerwettstreit. Leider musste man in Bochum die Erfahrung
machen, dass die bisherige gesangliche Entwicklung gegenüber den anderen Vereinen noch nicht ausreichend war.
Schon 1892 stellte sich der strebsame Verein wiederum den Preisrichtern
in Mülheim. Doch auch bei diesem Wettbewerb reichte es nur für eine
lobende Anerkennung. Aber schon ein Jahr später, unter der vortrefflichen
Leitung des Herrn Tüffers, konnte man in Kettwig, gegen starke Konkurrenz,
den 2. und in der Ehrenklasse den 3. Preis erringen.
Den Erfolg konnte man noch steigern, und so errang der Verein bei einem Wettbewerb in Düsseldorf den 1. Preis in der Ehrenklasse.
Durch die Ausrichtung von Wohltätigkeitsveranstaltungen, konnte man nicht unerhebliche Geldbeträge für mildtätige Zwecke zur Verfügung stellen.

Leider legte der Chorleiter Ph. Tüffers im Jahre 1896 den Dirigentenstabnieder.
Unter der Leitung des Nachfolgers, Herr Bienen, leuchtete dem Verein kein günstiger Stern. Auf dem Wettstreit in MüIheim,1897, musste sich der Verein mit dem 4. Platz begnügen und 1898 in Mönchengladbach ging man sogar leer aus.Durch diese Misserfolge gingen dem Verein zahlreiche Mitglieder verloren und man sah sich genötigt, einen anderen Dirigenten zu suchen. Diesen fand man in dem Chorleiter Wilhelm Stegmann, der die Sänger wieder für chorische Leistungen begeistern konnte. So stieg auch die Zahl der aktiven Mitglieder wieder an.

lm September des Jahres 1900 feierte der Verein bereits sein 20.Gründungsfest. Jetzt konnte man schon auf eine rühmliche Vergangenheit zurückblicken und sich im Kreise der Krefelder Vereine als etabliert betrachten.
Auch die folgenden Jahre zeigten den Verein in aufsteigender Blüte.
Treue, Kameradschaft und bestes künstlerisches Streben zeichneten
seine Mitglieder aus. Auf dem Wettstreit in Solingen errang man 1901 den 1. Preis und den 3.Preis in der Ehrenklasse. Die glücklichen und sorglosen Friedenszeiten ermöglichten es dem MGV Urania unter dem bewährten Vorsitz des Herrn Zahren, sein 25jähriges Gründungsfest vorzubereiten. Dieses erste echte Jubiläum wurde am 1., 2. und 3. Juli 1905 in Form eines großen Sängerfestes, an dem 23 Vereine teilnahmen, gefeiert. Der Verlauf dieses Festes ist als besonders glänzend und wohlgelungen in den Annalen des Vereins vermerkt.

lm Frühjahr 1911 trat Herr Stegmann von seinem Posten zurück. Nach einer kurzen Zwischenzeit, in der Musikdirektor Heinz Schreiber den Dirigentenstab führte, übernahm 1912 Musikdirektor Fritz Henrici die musikalische Leitung, während P. Höntges den Posten des Vorsitzenden bekleidete. Auf seine Anregung hin wurde die Beteiligung am Wettstreit in Bad Godesberg 1913 beschlossen.
ln der 1. Klasse erzielte der Verein im Klassensingen den 3. Preis, in der Ehrenklasse den 2. Preis und in der höchsten Ehrenklasse von 16 beteiligten Vereinen den 1. Fürstenpreis; sicher ein beachtenswerter und erfreulicher Erfolg.

Der Ausbruch des 1. Weltkrieges drohte das Vereinsleben zunächst zum Stillstand zu bringen. Die Not des Vaterlandes riss immer größere Lücken in die Reihen der Mitglieder. Doch je trüber die Zeiten und je größer die Sorgen wurden, desto fester schlossen sich die Daheimgebliebenen zusammen. Man verlegte die Proben auf den Sonntagmorgen. An vielen Abenden eilte der Verein in die Lazarette und versuchte dort, den vielen Verwundeten durch reiche Liederspenden Linderung in ihren Schmerzen zu bringen. Den Verlust von fünf Sangesbrüdern musste
der Männergesangverein Urania am Ende des Krieges beklagen.

Das der Verein schon auf bester Tradition aufgebaut war, beweist die Tatsache, dass schon bald nach Beendigung des 1. Weltkrieges die alte Zahl der Mitglieder wieder erreicht war. Das Vereinsleben blühte wieder auf. Unter den Dirigenten Schmitz, Krall und Schrörs wurden im Frühjahr und im Herbst Konzerte abgehalten.
Der Verein stand in dieser Zeit unter der bewährten Leitung des Vorsitzenden W. Hülser und seinem Nachfolger W. Heeser, der im Jahre 1920 den Vorsitz übernahm. Dank seiner Umsicht und Tatkraft entfaltete sich das Vereinsleben zu immer größerer Blüte. Auch in den nachfolgenden Jahren trat der Verein immer wieder an die Öffentlichkeit und erfreute seine Mitbürger mit der Durchführung von Platzkonzerten und ähnlichen Veranstaltungen.
Dank der großzügigen Stadthalle an der Hubertusstraße, die als Schauplatz für musische und bürgerliche Zwecke gedacht war, konnte der MGV Urania 1930 unter Mitwirkung von über 30 Vereinen das goldene Jubelfest begehen.
Unter der Leitung des unvergessenen Musikdirektors Fritz Henrici erzielte der Verein im gleichen Jahr bei einem großen Wettstreit in Bad Godesberg den 1. Fürstenpreis in der höchsten Ehrenklasse. lm Jahre 1931 trat der langjährige Vorsitzende Wilhelm Heeser von der Leitung des Vereins zurück und wurde noch im gleichen Jahr, in Anbetracht seiner hervorragenden Verdienste, zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Die Geschicke des Vereins übernahm dann der Sangesbruder Hans Dahmen. Gemäß seinem Leitspruch „Alles für die Urania“ setzte er sich zielstrebig und selbstlos für die Ziele des Vereins ein. Unter seiner Leitung war der MGV Urania von einem regen Vereinsleben erfüllt. Es wechselten Frühjahrs- und Herbstkonzerte, Sängerfeste wurden besucht und Sängerfahrten unternommen. Auch hier wurden entsprechend der Tradition des Vereins häufig die Insassen von Krankenhäusern und Altenheimen besucht.

Dann war es wieder ein unseliger Krieg, der dem Verein in seiner Entwicklung Einhalt gebot. Viele junge Sänger mussten an die Front, auch der Chorleiter musste 1940 seine Wirkungsstätte verlassen. Doch bis zum Jahre 1942 war es noch möglich, gemeinschaftliche Probenabende mit befreundeten Vereinen durchzuführen. Auch die Verbindung mit den im Felde verweilenden Sangesbrüdern wurde durch Briefe und Päckchen, die an die Front geschickt wurden, so weit wie möglich aufrechterhalten.
Am Ende des Krieges stand man vor einem Nichts. Den Tod zweier Sangesbrüder hatte der Verein zu beklagen, daneben hatte er sein gesamtes Hab und Gut bei der Zerstörung seines Vereinsheimes Goebels in der Königstraße verloren. Darunter auch das gesamte Notenmateriai und fast alle Protokollniederschriften. lm Mai 1946 konnte der 1. Vorsitzende Hans Dahmen bei einer Zusammenkunft wieder 21Sangesbrüder begrüßen, die sich alle einmütig für das Wiederaufleben ihres Vereines einsetzten. Die Not der Nachkriegsjahre erzeugte eine Kameradschaft, die kaum zu überbieten war. Hierzu trug das selbstlose Wirken des Ehrenmitgliedes August Immerath wesentlich bei.

Als Chorleiter für den Neuanfang konnte Herr Gielen verpflichtet werden. Doch bereits wenige Monate später konnte der Musikdirektor Peter Müller seine durch die Kriegsgeschehnisse unterbrochene Arbeit für den Verein wieder aufnehmen.
ln Nachfolge übernahm 1951 Herr Musikdirektor Franz Oudille die musikalische Leitung des Vereins. Unter seiner Leitung errang der MGV Urania 1953 beim Kreisleistungssingen das Prädikat „sehr gut“. Herr Oudille hatte auch maßgeblichen Anteil an der Gestaltung des 75-jährigen Jubelfestes im Jahre 1955. Dieses wurde in der Krefelder Königsburg mit Unterstützung namhafter Vereine im Rahmen eines großen Chorkonzertes gefeiert.
Nach 27jähriger Tätigkeit legte 1958 der Vorsitzende Hans Dahmen sein Amt nieder. Für seine großen Verdienste, die er sich um den Verein erworben hatte, wurde er von den Sängern zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Nicht zuletzt ihm hatte man zu verdanken, dass die Urania trotz Kriegs und Notzeiten nicht auseinanderbrach, dass es immer wieder einen neuen Anfang gab und sich der Verein trotz vieler Schicksalsschläge weiter entwickeln konnte.
Als neuer Vorsitzender wurde der Sangesbrüder Hans Ponzelar gewählt. Auch unter neuer Leitung blieb der Verein seiner Tradition treu, alten und kranken Menschen durch Liedvorträge zu erfreuen. Die großen deutschen Sängerleste,1964 in Essen und 1968 in Stuttgart, wurden besucht.

Nachdem seit 1962 der Chorleiter Gerd Schlösser dem Verein musikalisch vorgestanden hatte, übernahm 1968 der Kantor Jörg Böckeler die musikalische Verantwortung. Als junger Chordirigent konfrontierte er den Verein
mit seiner Auffassung von fortgeschrittenem und modernem Chorgesang,
wobei aber die klassischen Chorwerke nicht in Vergessenheit gerieten.
Diese harmonische Mischung von altem und neuem Liedgut fand auch
beim Publikum großen Anklang.
Beim 90. Stiftungsfest zahlte sich die intensive Probenarbeit mit Herrn
Böckeler aus, denn der Chor konnte sich in hervorragender Qualität und
Harmonie vorstellen. Auch die weitere Zusammenarbeit ~mit diesem
Chorleiter gestaltete sich in positiver Weise und ermöglichte dem Verein
eine zeitgerechte Entwicklung im Männerchorgesang.
Das 93. Stiftungsfest fiel mit der 600 Jahr-Feier der Stadt Krefeld
zusammen. Dieses bedeutende Ereignis war für den Verein Anlass,
sein Gründungsfest ebenfalls in diesem Rahmen zu feiern. Angetan mit Kleidung
aus der Zeit der Vereinsgründung (hier half das Krefelder Stadttheater)
überraschte man das Publikum mit einer gekonnten „Liedertafel“. Unter-
malt von Lichtbildern mit stadtgeschichtlichen Darstellungen und Daten
war es für alle Anwesenden eine wunderschöne Erinnerung an die „gute
alte Zeit“. Auch in der Presse wurde dieser Einfall mit besonderer Auf-
merksamkeit registriert.
Doch trotz aller Erfolge war es für den Verein auch eine sehr schwere
Zeit. Verlor man doch in den Jahren zwischen 1962 und 1964 und
zwischen 1971 und 1977 neun aktive Sänger durch Tod, darunter auch
1974 den 1. Vorsitzenden Hans Ponzelar. So viele Verstorbene hatte der
MGV Urania in zwei Weltkriegen nicht zu beklagen gehabt. Nur durch das
Zusammenhalten aller Sänger konnte der Verein in seiner Substanz
erhalten bleiben.
Nach dem Tode des Vorsitzenden Hans Ponzelar übernahm der Sanges-
bruder Bernd Dräger den Vorsitz. Unter seiner Leitung stabilisierte sich
der Verein wieder und so konnte man gesangliche und gesellschaftliche
Erfolge für sich buchen. Dazu gehörten traditionsgemäß die Chorkonzerte
im Rahmen der Gründungsfeste, die Teilnahme an öffentlichen Singen,
Sängerfahrten, Liederabenden, Weihnachtsfeiern usw.

Nachdem der Kantor Jörg Böckeler im November 1976 die musikalische
Leitung des Vereins niederlegte, fand man im März 1977 in Herrn Heinz
Schommer einen passenden neuen Dirigenten.
Die Anpassung des Liedgutes an den Publikumsgeschmack der 70er
Jahre brachte dem Verein begeisterte Zuhörer und bei den
durchgeführten Veranstaltungen regen Publikumszuspruch.

Die freundschaftliche Zusammenarbeit mit dem MGV Lyra Weyerhof,
Krefeld, ermöglichte das Singen in einer größeren Gemeinschaft. Gemein-
same Konzerte und gegenseitige gesangliche Unterstützung dienten in
jeder Beziehung dem Chorgesang. Konnten doch jetzt wieder Chorwerke

vorgetragen werden, die die Vereine, bezogen auf die relativ geringen
Mitgliederzahlen, alleine nicht aufführen konnten.

lm Januar 1978 übernahm der Sangesbruder Hans Schramm als Vorsitz-
ender die Vereinsgeschäfte. Die unter seiner Leitung durchgeführten Ver-anstaltungen waren von großem Erfolg gekrönt. Ein besonderes Ereignis
war das 99. Stiftungsfest im Mai 1979. Unter der Mitwirkung von befreundeten Vereinen aus Geldern und Krefeld konnte den zahlreichen Zuhörern
ein stark beachtetes Chorkonzert geboten werden.

Mit der Teilnahme an den öffentlichen Wandelkonzerten der Stadt Krefeld
nahm der Verein während der Sommermonate die Gelegenheit wahr, sich
immer wieder einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Unterhaltsame Ausflüge
und Sängerfahrten sorgten dafür, dass auch der gesellige Teil nicht
zu kurz kam.

Doch trotz der vielen Aktivitäten und den großen Bemühungen des Vorstandes und der einzelnen Sänger, ging die Mitgliederzahl ständig zurück,
Eine Erscheinung, die leider auch bei anderen Vereinen immer wieder
bemerkt wurde. Bereits Anfang 1970 trat auch bei der Urania dieses
sogenannte Nachwuchsproblem auf.

Das Jahr 1980 stand ganz im Zeichen des 100. Jubiläums. Trotz der
vielen Schicksalsschläge, die der Verein in seiner langen Geschichte über
sich ergehen lassen musste, wurde dieses große Ziel erreicht. Ein Ziel, das viele andere namhafte Vereine leider nicht erreichen konnten.

Die Veranstaltungen, die anlässlich des Jubiläums geplant und durchgeführt wurden, lösten allgemeines Erstaunen und positive Reaktionen
innerhalb des Vereinsumfeldes aus. Bezogen auf die relativ kleine
Sängerschar von 20 aktiven Sangesbrüdern hatte man dem MGV Urania
ein solch reichhaltiges und vielfältiges Programm sicherlich nicht zugetraut.

ln einer Gedenkfeier am Ehrenmal des Krefelder Friedhofes gedachten
die Mitglieder des Vereins den verstorbenen Sangesbrüdern und den
vielen Menschen, die in der langen Vereinsgeschichte mit dem Namen
Urania verbunden waren.

Vor mehr als 300 Gästen fand im Mai 1980 das 100. Stiftungsfest statt.
lm festlich geschmückten Haus Blumental konnte der Verein zahlreiche
Ehrengäste aus dem gesamten Krefelder Kulturkreis begrüßen. Vertreter
des Stadtrates, Abordnungen befreundeter Vereine, Repräsentanten der
Organe des Sängerbundes, passive Mitglieder und Freunde des Männergesanges, füllten den Festsaal bis zum letzten Platz.

Der Oberbürgermeister der Stadt Krefeld, H. Hauser, bescheinigte in seiner Festansprache, dass der MGV Urania durch sein langjähriges hervorragendes Wirken Eingang in die Kulturgeschichte der Stadt gefunden hätte. Ein Wandteller mit entsprechender Widmung unterstrich diese bemerkenswerte Aussage.
Die gesanglichen Darbietungen konnten gemeinsam mit befreundeten
Männerchören in hervorragender Weise gestaltet werden. Der starke Zuspruch der Zuhörer und die positive Berichterstattung in der Krefelder
Presse bestätigten dies in eindrucksvoller Weise.
Zum 100-jährigen Bestehen wurde dem MGV Urania vom Bundespräsidenten die Zelter-Plakette verliehen. lm Rahmen einer Feierstunde überreichte der Kultusminister des Landes NRW in Münster diese hohe Auszeichnung. Der erreichte Erfolg wirkte sich für den Verein in positiver Weise aus. Das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Freude an der
gemeinsamen Sache stärkten auch die Leistungsbereitschaft der aktiven Sänger. Durch zahlreiche öffentliche Auftritte stieg der Bekanntheitsgrad erheblich an. Einladungen zur Mitwirkung bei vielen Veranstaltungen war die erfreuliche Konsequenz.

lm Juni 1981 wählte man das Krefelder Restaurant „Haus lnrath“ als neues Vereinslokal. Das Vereinsleben verlief in den folgenden Jahren in abwechslungsreicher Form und zur Freude aller aktiven und passiven Mitglieder. Zahlreiche gelungene Veranstaltungen brachten dem Verein neue Freunde und nach vielen Jahren endlich auch wieder neue Sänger.
Die konsequente und zielorientierte Arbeit des jungen Vorstandes und das gewachsene Selbstvertrauen der aktiven Mitglieder trugen hierzu . im entscheidenden Maße bei.

Gute Probenarbeit ermöglichte die Einstudierung umfangreicher Chorliteratur, u.a. auch eine große Auswahl von populären Volksliedern und zeitgenössischer Chorwerke. Diese konnten bei zahlreichen Auftritten, z. B. in Kirchen, bei Konzerten und bei vielen gesellschaftlichen Anlässen in oft hervorragender Weise vorgetragen werden. Ein herausragendes Erlebnis war 1984 eine Flugreise der aktiven Sänger nach Berlin. Gute Organisation und ein zufriedenstellender Kassenbestand ermöglichten dieses eindrucksvolle Unternehmen.
Doch auch von traurigen Ereignissen wurde der Verein nicht verschont. Das Ableben des ehemaligen Vorsitzenden Bernd Dräger und des Ehrenvorsitzenden Hans Dahmen, sowie der Tod des Chorleiters Heinz Schommer, erfüllten nicht nur die Sänger mit großer Trauer.

lm August 1988 fand man in Herrn Otmar Nachrodt einen neuen Chorleiter. Die Umstellung auf ein neues Dirigat gelang reibungslos und der Chor konnte sich auch weiterhin erfolgreich darstellen.
Die Mitgliederzahl stieg im Jahre 1989 auf 27 aktive Sänger an. ln gleicher Weise vergrößerte sich die Anzahl der passiven Mitglieder und darüber hinaus das gesamte befreundete Vereinsumfeld. Beharrlichkeit und Zusammenhalt, Treue zum Verein und eine zielorientierte Vorstandsarbeit führten langfristig zu diesem Erfolg.

Auf dieser hervorragenden Basis konnte der Verein im Mai 1990 sein 110-jähriges Bestehen feiern. lm großen Saal des Krefelder Stadtwaldhauses konnten sich
ca. 350Gäste ein eindrucksvolles Bild von der Leistungsfähigkeit des MGV Urania machen. Neben dem langjährigen Freundeskreis konnten auch zahlreiche Abordnungen Krefelder Chöre und Ehrengäste aus Kultur und Politik begrüßt werden.

Die gesanglichen Vorträge des Chores, die sich als ein bunter Melodienstrauß aus Klassik und Unterhaltung zusammensetzten, wurden vom Publikum mit großem Beifall bedacht und begeistert aufgenommen.
Zu den zahlreichen Gratulanten gehörten auch die Damen des Vereins, die mit einem Notengeschenk den Grundstein für weitere Aktivitäten legen wollten. Verdiente Vereinsmitglieder konnten durch den Sängerkreis für langjährige Singe Tätigkeit und Vereinstreue geehrt werden. Als gelungener Festbeitrag wurde auch das professionelle Show-Programm namhafter und bekannter Unterhaltungskünstler aufgenommen. Das Finale, das alle Beteiligten mit dem Mottolied „Singen mit Freude“ auf der Bühne sah, wurde von den Anwesenden mit großem und anerkennenden Beifall für ein gelungenes Fest bedacht.
Die Berichterstattung der Krefelder Presse würdigte die Veranstaltung als gelungene Demonstration des Männergesanges und als würdigen Beitrag für die Krefelder Chorgeschichte.
Mit dem Schwung des erzielten Erfolges konnte das Vereinsleben nun etwas leichter fortgeführt werden.
Dem erfolgreichen Gründungsfest folgte im Herbst 1990 ein weiterer gesellschaftlicher Höhepunkt. Eine mehrtägige Busreise führte die Sängerschar in die Hansestadt Hamburg.
Als Ausgleich für die geleistete Probenarbeit wurde dieses Unternehmen dankbar und freudig angenommen. Für alle Beteiligten ein bleibendes Erlebnis.

Der gestiegene Bekanntheitsgrad führte zu vielen Teilnahmen bei diversen Veranstaltungen anderer Vereine und Gesellschaften. Gestaltung und Mitwirkung bei Festkonzerten, Vereinsfesten, Liederzirkeln, Wandelkonzerten, Kirchlichen Anlässen, Familienfeiern, Ständchen u.a.m.

Besonders die Darbietung von Liedvorträgen in Alten- und Pflegeheimen, sowie die Mitgestaltung von Weihnachtsfeiern, gehörte zur festen Einrichtung innerhalb der Vereinsaktivitäten. Aus gesundheitlichen Gründen schied im Februar 1992 der langjährige Vorsitzende Hans Schramm aus seinem Amt aus. In seiner 13-jährigen Amtszeit konnte er die großen Vereinsfeste zum 100- und 110-jährigen Bestehen des MGV Urania verantwortlich durchführen. Damit verbunden waren auch zahlreiche bemerkenswerte Veranstaltungen und Sängerfahrten.

Die Sänger bescheinigten ihm einen unermüdlichen Einsatz für den Verein. lm Mai 1992 ernannten sie ihn zu ihrem Ehrenvorsitzenden. Die Nachfolge trat der Sangesbruder Achim Wahl an. Als engagierter Sänger und erfahrenes Vereinsmitglied konnte er den Übergang nahtlos vollziehen. lm Januar 1992 übernahm Herr Werner Schommer, Chorleiter ADC, die musikalische Leitung des Chores. Die Vielzahl der von ihm geleiteten Chöre ermöglichte eine Angleichung des einstudierten Liedgutes und damit auch die Möglichkeit gemeinsamer Auftritte.

Die Leistungsfähigkeit dieser Chorgruppe konnte u.a. bei großen Chorgalas und Konzerten erfolgreich unter Beweis gestellt werden. Besonders die Teilnahme an der Weihnachtsgala 1992 der Krefelder Vereine mit fast 500 Mitwirkenden war ein allseits stark beachtetes Ereignis.

Das Vereinsleben wurde geprägt durch die Wahrnehmung zahlreicher Auftritte im gesellschaftlichen Bereich. Die Teilnahme an Veranstaltungen befreundeter Vereine und die Intensivierung des eigenen Vereinslebens stellten teilweise hohe gesangliche und terminliche Anforderungen an die Leistungsbereitschaft der Sänger.

Auch der MGV Urania wurde in den letzten Jahren von den allgemein festzustellenden Schwierigkeiten reiner Männerchöre tangiert. Erschwerend kam noch hinzu, dass man immer wieder den Tod erfahrener Sänger und langjähriger Mitglieder zu beklagen hatte. Darunter auch die beliebten und verdienten Ehrenmitglieder Paul v. Neuß und Harri Krille. lm Juni 1996 verlor der Verein den langjährigen Freund und Protektor Dr. Walter Göbels. Ebenfalls Abschied nehmen musste man vom Sangesbruder und langjährigen Sängerkreisvorsitzenden Hermann Thißen. Mit teilweise noch 20 aktiven Sängern war das Vereinsleben nur unter erschwerten Bedingungen fortzuführen. Doch die gemeinsamen Anstrengungen von Vorstand, Chorleiter, Sängern und passiven Mitgliedern und nicht zuletzt die hervorragende Kameradschaft, haben das Schiff Urania wieder auf stabileren Kurs gebracht. Erfreulicherweise konnte auch wieder ein Zugang von neuen und jungen Mitgliedern verzeichnet werden.
lm März 1998 stellte der bisherige Vorsitzende Achim Wahl sein Amt aus persönlichen Gründen zur Verfügung. In seiner 6-jährigen Amtszeit hat er den MGV Urania dem großen Ziel, das Erreichen des 120-jährigen Gründungsfestes im Jahre 2000, entscheidend näher gebracht und unter teilweise schwierigen Voraussetzungen die Weichen für eine weitere erfolgreiche Zukunft des Vereins gestellt. Der Erfolg zahlreicher Veranstaltungen und chorischer Auftritte ist eng mit seinem Namen verbunden. Sein Rücktritt wurde von den Sängern sehr bedauert.

Seit März 1998 steht der Sangesbruder Werner Friedrichs als Vorsitzender dem Verein vor. Seine Vorstandsarbeit ist in erster Linie auf den Erhalt des Vereines und die positive Darstellung des Chores ausgerichtet.
Der leichte Anstieg der Mitgliederzahl unterstützt den Vorsitzenden in seinen Bemühungen um eine weiterhin gute Entwicklung des Chores und des Gesamtvereines.
Die bisher unter seiner Verantwortung durchgeführten Veranstaltungen und Vereinsfeiern waren sehr erfolgreich und dienten teilweise schon der Einstimmung für das 120. Gründungsfest. Die Vorbereitungen für dieses große Ereignis bestimmten über viele Monate die Vereins- und Vorstandsarbeit.

lm August 1998 wählte man das Restaurant „Niederrheinischer Hof“ zum neuen Vereinslokal. Mit großer Betroffenheit und Trauer hatte der Verein im November 1999 den Tod des Ehrenmitgliedes Erhard Schöneberg zu beklagen. Seine Sangesbrüder gaben ihm das letzte Geleit.

Das Vereinsjahr 1999 endete mit der traditionellen festlichen Weihnachtsfeier für die kleinen und großen Sangesfreunde.
Nun schickt sich der MGV Urania an, seiner langen und ereignisreichen Vereinsgeschichte ein weiteres historisches Datum hinzuzufügen.
lm 1. Jahr des neuen Jahrtausends feiert der Verein das 120-jährige Bestehen als ein „Millennium-Ereignis“ ganz besonderer Art. Ein ehrgeiziges und anspruchsvolles Programm soll am O6. Mai 2000 als „Revue der Zeit“ zahlreiche Gäste im Krefelder „Stadtwaldhaus“ erfreuen und angenehm überraschen.
Darüber hinaus stehen weitere Veranstaltungen ebenfalls ganz im Zeichen dieses besonderen Gründungsfestes.

Quelle : Festschrift zum 120jährigen Bestehen Anno 2000 Archiv BV -Inrath