Aus der Geschichte des Inrath

Fundstücke aus der Steinzeit deuten auf die frühe Besiedlung am alten Rheinuferweg hin.
Er verläuft längs der Böschung von der Mittel zur Niederterrasse und wird heute durch die Inrather Straße,
Steckendorfer und Dießemer Straße markiert.
War die Mittelterrasse, d.h. die Kempener Platte wohl ursprünglich Waldland, bestand die Niederterrasse aus Sumpf und Bruch.
Gerodet und kultiviert wurden daraus einerseits Ackerland, andererseits Wiesen und vielfältig genutzter Bruchwald.
Nachweisbare Ansiedlungen längs des Uferweges befanden sich im Windschutz der Böschung und besaßen je einen Streifen Wiese und Bruch sowie Ackerland auf der Feldflur.
Jeder Hof hatte einen eigenen Weg zu seinen Ländereien.
Der Name Inrath ( früher Eynre, Inraidt, Enrath) deutetmit der Nachsilbe „ rath“ auf Rodung eines Gebietes hin.( in der Rode) .
In geschichtlich überblickbarer Zeit bildete sich die Hofkette zwischen etwa Cracau und der alten Grenze
zum kurkölnischen Hüls in Form eines Straßendorfs die Hohnschaft Inrath.
Die Hohnschaften Inrath , Dießem und Onger de Leng ( Marktstraße) waren das Ländchen („ Herrlichkeit“)

Um das Städtchen Krefeld ( Stadt seit 1373) , erstmals erwähnt.

Nach einer Urkunde von 1226 unter Nennung u.a. eines„Ritters Heinrich von Creinvelt „- wohl ein Ministerale des Grafen Dietrich von Moers-
wurden diesem mehrerer Güter der Abtei Werden zu eigen übertragen und bildeten in etwa die spätere „ Stadt der Herrlichkeit Krefeld“.
Als moersische Exklave, von Kurkölnischem Gebiet umschlossen, von 1600 bis 1702 oranisch und dann preußisch,
das Gebiet in seinen Grenzen im wesentlichen unverändert.
Inrath war ein Bestandteil davon und teilte das Schicksal häufiger Verpfändungen und Plünderungen in dauernden Fehden, Einquartierungen von zunehmend größer werdenden Heeren usw.
Die Bauern traf es meist besonders hart, da dort Nahrung für Mensch und Tier neben dem Quartier zu finden war.
Die ständigen Territorialwirren fanden erst in preußischer Zeit ihr Ende.
Eine Schadensrechnung aus dem Burgundischen Krieg mit u.a. einer Aufzählung der Höfe am Inrath, sowie eine Pfarraufstellung der Krefelder Kommunikanten aus dem gleichen Zeitraum lässt für die Zeit vor dem 30 jährigem Krieg die Festlegung einer Einwohnerzahl von ca. 400 für das Inrath,
350 für Krefeld ( obwohl schon Stadt) und insgesamt ca. 250 für die übrigen Hohnschaften zu.
Die Engelbronner Karte von 1723 weist für die Hohnschaft Inrath 70 Höfe aus und bereits eine Schule, wahrscheinlich heute etwa Inrather Strasse 305.
Die Schule war reformiert, obwohl das Inrath zum weitaus größten Teil katholisch geblieben war.
Viele heutige Straßennamen findet man  dort als Hofnamen.
Aus den Wegen ins Bruch wurden die Dyks aus denen ins obere Feld wurden vielfach Weg
Gath oder Pfad- z.B. vom ehem. Girmeshof der Girmesdyk und die Girmesgath (der Dyk –vgl. der Deich, der Damm- die Gath- vgl. die Gasse-).
Zu erwähnen ist, dass die Hohnschaften als Ländchen um die Stadt Krefeld
nie eine eigene gemeinde- oder kirchenrechtliche Form gehabt haben.
Mit vermehrtem Aufkommen der Hausweberei siedelten sich- meist auf der den Höfen
gegenüberliegenden Seite der „Inrather Strasse „ Weber an, zunächst Leinen-, dann Seidenweber.
Die Verhältnisse der kinderreichen Familien waren meist ärmlich.
Starke Brüche und Entwicklungsschübe stellten die Industrialisierung gegen Ende des 19.Jahrhunderts und die Zeiten nach dem 1. und 2. Weltkrieg- wie überall- so auch am Inrath dar.
1870 wurde die Crefeld Kreis Kempener Industrie Eisenbahn (Später Krefelder Eisenbahn- genannt Schluff ) gegründet
und dazu die westlich davon gelegene Industriezeile gebaut.
Nach dem 1. Weltkrieg verschwanden die restlichen Hausweber, größere Wohnblocks wurden gebaut, die kleinen Höfe gaben auf.
Kleinhandels und Handwerksbetriebe sicherten aber immer noch eine fast vollständige Versorgungseinheit Inrath.
Die Stadtnahen Teile des Inrath wurden schon langsam von der Stadt überwachsen.
Die Hülserstr.  Sehr viel jünger als die Inrather Strasse, – war lange Zeit der Handelsweg
aus den Niederrhein, also für überörtliche Verbindungen,natürlich mit Pferdefuhrwerken.
Damit die Fuhrwerke die unbefestigte Straße nicht durch stets gleiche Spurrillen zerstören konnten,
legte man in abständen Steine so auf die Straße, das Fuhrwerke Slalom fahren mussten.
Durch die Verlagerung der Steine in bestimmten Zeitabständen wurde eine veränderte Fahrweise
zur gleichmäßigen Abnutzung der Fahrbahn erzwungen.
Der letzte bekannte Schlagbaum befand sich am Schützenhof.
Durch zunehmende Verkehrsbedürfnisse insbesondere im Personenverkehr, ergab sich die Notwendigkeit der Pflasterung der Strasse auch im Außenbezirk( 1911) , nachdem die Dampfbahn bereits durch die „Elektrische“ abgelöst worden war.
Führte die Straße im Bereich Inrath als „ Landstroet“ meist durch freies Feld, begann eine , wenn auch zunächst zaghafte Bebauung.

Vor dem 2.Weltkrieg wohnten am Inrath, jetzt etwa von Weyerhofstr. Bis Stadtgrenzegesehen, ca. 2000 Menschen.
Nach dem 2. Weltkrieg arbeiteten noch 15 Bauernhöfe und z.B. allein zwischen Schroersdyk
und Flünnertzdyk auf der Inratherstr. Trotz Zerstörung noch 11 Geschäfte und Handwerker – außer Gaststätten.
Durch Bebauung aller freien Flächen, Staßenausbau, Rückgang der bewirtschafteten Höfe auf 3.
Der Wegfall eines großen Teils der alten Handels- und Handwerkerinfrastruktur, bau großer Supermärkte westlich des Inraths
im freien Feld und Anstieg der Anwohnerzahl auf geschätzt ca. 8000 Personen, hat das Inrath sein altes Bild fast völlig verloren.
Geblieben ist dennoch der „Inrather“ in seiner eigenartigen Eigenwilligkeit mit seiner Liebe zu seiner engeren Heimat,
die sich schnell auf neue Bürger so diese es wollen, überträgt.
Das intensive Leben in vielen Vereinen und nicht zuletzt in einer starken Pfarrgemeinde St.Elisabeth von Thüringen
zeigte sich z.B. in den Auseinahndersetzungen um die Aufhebung des Kapuzinerklosters nach 100 jährigem Bestehen am Inrath sehr eindrucksvoll.

Immer wieder ist von Inrathern, die aus vielfältigen Gründen vor Jahren weggezogen sind,
die Frage nach Wohnung oder Baugrund mit der Bemerkung zu hören, man wolle endlich wieder zum Inrath, da habe man sich wohl gefühlt.
Sorgen wir alle dafür, dass das Inrath den Menschen eine Heimat zum Wohlfühlen bleibt.
 Georg Rixen /verst. 2019