Kapuzinerberg /ehem. Müllkippe

DIE MÜLLHALDE
Im Jahre 1913 begann man, den Müll des Stadtgebiets im Kempener Feld abzulagern.
62 000 cbm kamen in jener Zeit jährlich hinzu. So entstand der Hüge1
am Westpark. Er ist seit Mitte der zwanziger Jahre sich selbst überlassen. Damals fing man an, zwischen Flünnertzdyk und Johansen Weg zu kippen. ,,Monte
Klamotte heißt der dort entstandene Berg im Volksmund.
Die Halde am Flünnertzdyk ist nicht nur für die Städtische Müllabfuhr da; auch
Bürger oder Firmen können dort gegen geringe Gebühr ablagern. In fast vierzig Jahren ist das 7 ha große Gelände 30 Meter über Grund gewachsen. Krefeld
liegt 39 Meter über N.N. Mit 69 Metern ist die Müllhalde die höchste natürliche Erhebung“ in der Stadt. Eine solch luftige Höhe bringt Nachteile. Der ständige Zuzug frischen Sauerstoffs nährt schwelende Brände, die im Sommer
durch Selbstentzündung, im Winter durch glühende Asche entstehen. Verunreinigung der Luft durch Rauch und unangenehmen Geruch ist die folge.
Um dieses Übel einzudämmen, ist eine verlegbare Berieselungsanlage und ein stets
einsatzbereiter Sprengwagen auf der Müllhalde stationiert. Bei großen Bränden, die allerdings selten sind, löschen Feuerwehr und Fuhrpark gemeinsam.
Der Anblick einer solchen Halde ist nicht gerade ästhetisch. Leider prägt sie
bereits weithin das Bild der sonst so schönen Bruchlandschaft. Daher wurden
schon jetzt die Ost-, Süd- und Westseite mit Pappeln bepflanzt, damit den Belangen des Naturschutzes möglichst zeitig Genüge getan wird. Die zur Ruhe
gekommenen Hänge so1len weiterhin durch rasch nachsende Hölzer umgrünt
und verdeckt werden. Später wird man Asche und Mutterboden aufbringen. Nach
Stilllegung der gesamten Anlage wird ein Jahrzehnt Geduld nötig sein, bis der
Berg abgekühlt ist. Vielleicht wird man später dort oben gern verweilen, um
den weiten Blick über die Stadt zu genießen.
Wenn man bedenkt, dass in Krefeld jährlich 225 000 cbm Hausmü11 abfallen, so
ist verständlich, dass das Fassungsvermögen der Halde schneller erschöpft ist,
als allen Beteiligten lieb sein kann. Die Stadt ließ deshalb ein wissenschaftliches Gutachten fertigen, das die Art der künftigen Müllbeseitigung (Verbrennungs-, Kompostierungs- oder Gemischtanlage) und den denkbaren Standort einer solchen Anlage untersuchte. Aufgrund dieses Gutachtens arbeitet die
Stadtverwaltung Pläne für eine Müllverbrennungsanlage aus. Gedacht ist an
ein Werk, das sowohl Haus- und Industriemüll als auch den Schlamm der Kläranlage aufnimmt. Der verbleibende unverbrennbare Rest macht etwa ein Fünftel der ursprünglichen Masse aus und ist steril. Müllbeseitigung in großem
Stile ist ein noch nicht ausgereiftes Problem. Aus diesem Grunde unterhält
Krefeld einen lebhaften Erfahrungsaustausch mit anderen Städten.
Ein Kapitel für sich ist die Ablagerung von Bau- und Trümmerschutt. Mit einem Teil
der 2,5 Mio. cbm Trümmer, die der Krieg in Krefeld hinterlassen
hatte, wurde der Sprödentalplatz höher gelegt. weitere Mengen speisten die
,,Steinfabrik“ der Krefelder Bau- und Ziegel-GmbH am Flünnertzdyk, deren
Ge1ände heute wieder aufgeforstet ist. Die Hauptmasse des Schutts ging und
geht auf die Schutthalde östlich der Schießstände. Auch sie ist bald auf eine
Höhe von 60 Metern gewachsen.
Kurt Becker
Quelle Text : Nr. 149Juli 1967 Die Müllhalde Krefeld von A bis Z Stadtbürgerliche Briefe für die Jugend

Der Berg wurde 2002-2004 Saniert und ist zu einen beliebten Ausflugsziel geworden.