Die Hexe vom Inrath
Kam die Hülser Hexe vom Inrath?
1492 geschah im Fleckchen Hüls etwas Ungeheuerliches. Am Montag, den 5. März (Rosenmontag)
bekannte ein Nesgen to Range vor den Hülser Schöffen, dass sie dem Hein Ploenken
dreierlei Haare und drei Eier unter den Hofdörpel gelegt habe, darüber sein Vieh aus und eingeht.
Desgleichen habe sie bei Derich Schroetten getan. Es sie Frauenhaar gewesen und Haare von Pferden und Kühen.
Am Dienstag des letzten Fastabends bestätigte sie dies im Beisein des Junkers Frederich Herr zu Hüls, des Richters, des Schultheißen und der Schöffen. Am Donnerstag nach Aschermittwoch fügte sie dann hinzu, dass der Teufel in ihr Haus gekommen sei und ihr Geld und Gut angeboten habe, damit sie auf zehn Jahre dem allmächtigen Gott,
der Mutter Maria und allen Heiligen abschwören solle.
Auf Rat des Teufels habe sie dann die drei Personen an Vieh , Pferden und Kühen verzaubert, nämlich den Hein Ploenken, Derich Schroetten sowie Anke Boener.
Weiterhin sagte sie aus, dass sie zweimal vom “ Belseboch“ von ihrem Haus auf den Hülser Berg und bis Krakau geführt worden sei. Der Teufel hatte die Gestalt eines Pferdes, aus dem sie gesessen habe.
Nachdem sie schließlich alles widerrufen hatte, wandten sich die Hülser Schöffen an das Gericht in Kempen um sich eine Rechtsunterweisung zu holen.
Das Urteil war vernichtend; ein Todesurteil.
Wer waren nun die “ Hexe“ und die „Verhexten“ im Hülser Hexenprozess?
Dazu muss man wissen , dass die Landbevölkerung zu keiner Zeit und sogar bis 1798 keine Familiennamen hatte, wie wir sie heute benutzen, sondern so genannt wurde wie der Hof, auf dem sie lebte.
Schaut man sich nun mal die Namen genauer an, stellt man fest , dass diese Namen
( Höfe) in Hüls nicht gab.
Aber am Inrath lagen sowohl der Schroeters Hof ( neben Rangs) als auch der Boenners Hof ( Girmes).
Bei der Suche nach dem Ploenken Hof, der bisher am Inrath unbekannt war, wird man im Hülser Lagerbuch fündig.
“ Ahn Ploentgens Guth ahm enrath im Lande von Crefeldt ist ein Morgen Leibgewinns landt gelegen neben furren Johanem Schroters und Saßen land ahn das Haus Hüls leibgewin, und
gibt aus SS. Martini und Cuniberti zwei Denarien Zins.“
Der Bauer vom Ploentges Guth am Inrath hatte also einen Morgen Land von den Hülser Herren hinzu gepachtet.
Dieser gepachtete Morgen, lag neben dem Land von Johann Schroters und somit ebenfalls direkt beim Rangs- Hof. Wir finden somit zwei Namen der “ Verhexten“ in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rangs-Hof, was natürlich sofort den Verdacht aufkommen lässt, dass es sich bei unserem Nesgen to Range
um Bewohnerin des Rangs- Hofes handelte.
Auch durch den Namenszusatz “ to“ ( zu / auf) wird deutlich, dass Nesgen ( Agnes) vom Rangs- Hoff, also vom Inrath kam und zwei ihrer unmittelbaren Nachbarn verhext hatte.
Warum sie es den Hülser Schöffen offenbarte und nicht den Krefeldern , werden wie nie erfahren.
Verfasser : Horst Steimel aus Inrath Report 1/06